Das Pariarchat

von ESTHER KELLER-STOCKER
Eine aktuelle Arbeit ist mein kritischer Kommentar zu «Symbole der Wandlung» von C. G. Jung. In der ersten Fassung bin ich der Interpretation von C. G. Jung zur Schrift von Miss Millers gefolgt. Aber seine Ansichten gehen an Miss Millers Problem vorbei. Dass ein Marineoffizier, der nachts singt, bei Miss Miller erotische Gefühle auslöst, ist klar, aber dass sich aus dieser Situation eine mögliche Schizophrenie entwickelt habe, scheint zweifelhaft. - Solche Situationen kommen doch überall vor, ohne dass sie gleich eine psychische Krankheit auslösen.
Das Grundproblem dieses Buches ist jedoch seine Beurteilung von Mann und Frau: Er idealisiert den Mann als Priester oder Arzt zum "höherer Vater". Dabei interessiert er sich gar nicht für Miss Miller und wertet ihre Schrift nach seiner eigenen, patriarchalen Ideologie.
Als ich zum Kapitel "Die Entstehung des Heros" kam, war der Inhalt verwirrend. Miss Miller beschreibt eine nächtliche Szene, in der sie auf "den Herrn" wartet, dann kam jemand als Sphinx verkleidet. Was dann geschah, schreibt sie nicht; stattdessen erzählt sie von einem Azteken und seiner Sehnsucht nach einer Frau, die noch nicht geboren war. C. G. Jung setzt diese Szene mit der Großen Mutter und dem Ödipuskomplex in Beziehung. - Meine Frage: was haben die Große Mutter und Ödipus mit Miss Miller und der Sphinx zu tun? C. G. Jung schreibt zwar "da Miss Miller eine Frau ist, müsste das Monster der Vater sein!" Dies entspricht aber nicht seinem Ideal vom "höheren Vater", deshalb muss das Monster die Mutter sein.
Um der Problematik näher zu kommen, habe ich noch einmal von vorne angefangen: Zuerst habe ich Miss Miller zu Wort kommen lassen: Da ist die Rede von Kaviaressen und Ekel, von "gewissen Familienmitgliedern"! - Was geht da vor? Miss Miller empfindet Ekel, aber nur für 1-2 Sekunden, um im nächsten Satz zu schreiben, dass er länger andauert. - Offensichtlich möchte sie etwas sagen und traut sich nicht. Als phantasiebegabter Mensch drückt sie sich in Metaphern aus. Aber C. G. Jung ignoriert ihre Darstellung und diskutiert stattdessen seine eigene Theorie zum Inzest, aber nicht Inzest zwischen Vater und Tochter, sondern zwischen Mutter und Sohn. Dabei orientiert er sich nicht an der Schrift von Miss Miller, sondern an der Theorie von Sigmund Freud über den Ödipuskomplex.
Meine Aufgabe sehe ich darin, zu untersuchen, was Miss Miller geschrieben, und wie C. G. Jung dies interpretiert hat. Auch will ich zeigen, was C. G. Jung unterschlägt, nämlich den zerstörerischen Aspekt des Grossen Vaters.
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Kommentar zu «Symbole der Wandlung»
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