von ESTHER KELLER-STOCKER
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Seit meiner Kindheit beschäftige ich mich mit der Bibel. Was mich immer wieder verwirrt, ist einerseits der Anspruch, dass Gott in der Bibel spricht, und andererseits ihr Inhalt: all die Drohungen, die Gewalt und das göttliche (sprich: männliche) Überlegenheitsgehabe. Ich habe mich gefragt, ob Gott ein solches Gebaren wirklich nötig hat? In den letzten Jahren habe ich mich mit dem Markusevangelium beschäftigt, und da hat sich der Eindruck bestätigt: Ja, Gott hat es nötig. Dies warfen auch die Kuchen backenden Frauen in Jerusalem dem Propheten Jeremia vor 2600 Jahren vor. Sie beklagten sich: Solange sie der Himmelsgöttin Rauch- und Trankopfer dargebracht hatten,
hatten wir Brot in Fülle, und es ging uns gut, und wir sahen kein Unglück.
Aber seitdem wir aufgehört haben, der Königin des Himmels Rauchopfer darzubringen und ihr Trankopfer zu spenden,
haben wir an allem Mangel gehabt und sind durch das Schwert und durch den Hunger aufgerieben worden. (Jer. 7,18; 44,16-19, ELB).
Fazit: Unter der Herrschaft der Himmelsgöttin (1) ging es den Bewohnern in Jerusalem gut, unter JHWH herrschten Hunger und Krieg.
Das Markusevangelium entfaltet meines Erachtens diese Auseinandersetzung zwischen dem weiblichen und dem männlichen Aspekt Gottes am Beispiel Jesus. Dabei kommt der weibliche Aspekt im Begriff „Riss/Spalt“ zum Ausdruck: So riss der Vorhang im Jerusalemer Tempel beim Tod Jesu von oben bis unten (Mk. 15,38), und als er (namenlos) aus dem Wasser stieg, spalteten sich die Himmel (Mk. 1,10). Es ist eine Vision von Tod und Wiedergeburt, die von den Frauen am Grab stammt. Doch das Evangelium ist durchzogen von den unreinen Geistern, von Schriftgelehrten und Jüngern, die ihn bedrohen und letztlich töten. Es ist die Heerschar des Satans in der Wüste (Mk. 1,13), des Vaters im Himmel, die in der Endzeit die Welt zerstören wird.